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Fakultät Er­zieh­ungs­wis­sen­schaft, Psy­cho­lo­gie und Bil­dungs­for­schung

Habilitationsprojekte

Habilitationsprojekt von Marvin Giehl

Pädagogische Menschenbilder des Anthropozäns. Eine systematische Rekonstruktion

Das Habilitationsprojekt richtet sich aus pädagogisch-anthropologischer Sicht auf die Frage nach den Menschenbildern im Anthropozän. Es werden also zwei Diskurse adressiert, die zu skizzieren sind: der Diskurs der pädagogischen Anthropologie und der um das Anthropozän.

Die pädagogische Anthropologie ist eine multimethodische Forschungsrichtung in der Allgemeinen Erziehungswissenschaft, in der das Konzept des Menschenbildes eine zentrale analytische Kategorie darstellt. Dabei geht es um den wechselseitigen Zusammenhang von Menschenbildern und pädagogischem Denken und Handeln. Der Begriff „Anthropozän" ist Anfang der 2000er Jahre zunächst in den Naturwissenschaften und dann zunehmend auch in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften thematisiert worden, seit Kurzem gibt es auch Forschungen in der Erziehungswissenschaft dazu. Der Begriff des Anthropozäns verweist darauf, dass der Mensch zu der zentralen gestaltenden Kraft des Planeten geworden ist, wobei die anthropogenen Einwirkungen auf den Planeten in der Literatur zum Anthropozän als destruktiv dargestellt werden: Klimawandel, Umweltverschmutzung, Versauerung der Meere etc. Der Anthropozänbegriff macht damit auch deutlich, dass diese Einwirkungen des Menschen auf den Planeten nicht ohne Rückwirkung auf den Menschen bleiben. Die Thesen zum Anthropozän haben inzwischen auch anthropologische Reflexionen provoziert, die danach fragen, was mit dem „anthropos" – also dem „Menschen" – im Begriff „Anthropozän" eigentlich gemeint ist.


Das Hauptziel der Habilitation ist die Untersuchung der Literatur zum Anthropozän mit Blick auf die darin explizit und/oder implizit vertretenen Menschenbilder. Es ist zu erwarten, dass in der Literatur kein einheitliches Bild vom Menschen zu finden ist, sondern dass es unterschiedliche Bilder gibt. Daher zielt das Projekt auf eine systematisierende Rekonstruktion dieser heterogenen Annahmen ab. Das Projekt wird zu diesem Zweck als erstes Unterziel zunächst eine heuristische Systematik entwickeln, um den Begriff „Menschenbild" für die geplante Analyse methodisch anschlussfähig zu machen. Denn obwohl der Begriff des Menschenbildes in der pädagogischen Anthropologie eine so wichtige Rolle spielt, ist er bislang noch nie für eine Forschung wie die hier anvisierte operationalisiert worden. Als zweites Unterziel wird gefragt, inwiefern Konzepte der pädagogischen Anthropologie zum Verständnis des Anthropozäns, insbesondere zum Verständnis des Menschen im Anthropozän, und zum konstruktiven Umgang mit den vielfältigen anthropozänen Problemen und Herausforderungen beitragen können Zudem wird als drittes Unterziel untersucht, welche Implikationen sich aus den vorangegangenen Untersuchungen zum Menschenbild für die Grundbegriffe der Erziehungswissenschaft – Bildung, Erziehung und Sozialisation – ergeben.