Zum Inhalt
Fakultät Er­zieh­ungs­wis­sen­schaft, Psy­cho­lo­gie und Bil­dungs­for­schung

Bildung und der Diskurs zur Islamismusprävention. Pädagogische Ambitionen und kontraintentionale Effekte

Projektleiter: Prof. Dr. Johannes Drerup
Projektmitarbeiter*innen: Philippe Marquardt (M.A.), Dilek Dipcin (M.A.)

Projektbeschreibung:

Im Rahmen des Projektes „Bildung und der Diskurs zur Islamismusprävention. Pädagogische Ambitionen und kontraintentionale Effekte“ wird in einem qualitativen Forschungsverfahren untersucht, welche Vorstellungen und Annahmen pädagogischer Islamismusprävention zugrunde liegen und welche Erfahrungen schulische Akteur*innen in entsprechenden pädagogischen Interaktionen machen. Leitend ist dabei die Frage, ob und inwieweit mit Präventionsprogrammen kontraintentionale Effekte einhergehen (z.B. Formen der Stigmatisierung und Diskriminierung). Auf der Basis der Forschungsergebnisse werden in Kooperation mit den Projektpartner*innen praktische Möglichkeiten einer diskriminierungssensiblen Islamismusprävention ausgearbeitet.

Projektmailadresse: bip.iaeb.fk12tu-dortmundde

Gesamtfördervolumen: ca. 234.000€

DlidK - "Der Islam" in der Kontroverse: Praktische Dilemmata in schulischen Kontexten

Projektleiter: Dr. Miguel Zulaica y Mugica
Projektmitarbeiter*innen: Philippe Marquardt (M.A.) und Lisa Jesse (B.A.)

Zum Projekt

Mit dem Projekt "Der Islam“ in der Kontroverse: Praktische Dilemmata in schulischen Kontexten soll ein Beitrag zur anwendungsorientierten Grundlagenforschung im Bereich Radikalisierung basierend auf einem qualitativ ausgerichteten Studiendesign geleistet werden. Gegenstand des Projekts sind Kontroversen im Diskurfeld Islam, deren Diskursorganisation auf dem Fundament der dokumentarischen Methode rekonstruiert und für die Möglichkeitsräume für einen konstruktiven Umgang in der schulischen Praxis ausgeleuchtet werden soll. Ausgangspunkt der Studie ist die Ambivalenz von entsprechenden Kontroversen (Beispiel: Gebetsraum, Mohammed-Karikaturen, Fasten etc.), die eine Vielfalt an pädagogisch-praktischen Herausforderungen hervorbringt.

Ambivalent sind diese Kontroversen in dreifacher Hinsicht. Sie sind gekennzeichnet durch Komplexitätsreduktion und Polarisierung, durch ein homogenisiertes Islamverständnis und damit einhergehend einer Ausblendung der Pluralität von islamischen Denk- und Handlungsweisen. Es werden entsprechend Stereotype und muslimfeindliche Narrative produziert und reproduziert. Die Kontroversen bieten darüber hinaus eine Gelegenheitsstruktur für politische Agitation islamistischer Gruppen und daraus folgend für Radikalisierungsprozesse. Ferner kann die Präsenz von Kontroversen an Schulen aber auch als ein Indikator für gelingende gesellschaftliche Partizipationsprozesse interpretiert werden.

Forschungsfragen

Mit der Studie soll ein Perspektivwechsel gelingen, von einer sicherheitspolitischen Identifizierungslogik, die sich im Feld Schule etabliert hat, hin zu einem lebensweltlichen Zugang zu Kontroversen rund um das Diskursfeld Islam – und nicht der Religion Islam – im schulischen Kontext. Hierdurch sollen die Komplexität und vielfältigen Nuancierungen der Kontroversen fokussiert und der Blick für konkrete praktische Bearbeitungsformen eröffnet werden. Der empirisch fundierten Annahme folgend, dass eine konstruktive und reflexive Auseinandersetzung mit Kontroversen – sowohl bei Schüler*innen als auch bei Lehrpersonen – nicht nur zu einer Steigerung der kommunikativen Kompetenzen, sondern auch zu einer Förderung von Ambiguitätstoleranz führt, reagiert das Projekt auf die (schul-)pädagogische Herausforderung, angemessene Kommunikationsgelegenheiten und Problembehandlungsformen zu schaffen, die Exklusion, Diskriminierung und die damit verbundenen Wir-Ihr-Unterscheidungen vermeiden. Die Reflexion zum Umgang mit Kontroversen soll dabei nicht normativ und asymmetrisch von außen, sondern aus der gemeinsamen Handlungspraxis mit den schulischen Akteur*innen im Feld erfolgen.

Methodik

Zu diesem Zweck wurde ein multimethodischer Ansatz entwickelt, der die entwicklungspsychologische Methode des Dilemma-Interviews in die Form einer Gruppendiskussion überführt, adaptiert und anhand weiterer Modifikationen die Diskursorganisation, Orientierungsrahmen und Reflexionsformen in Bezug auf die islamisch codierten Kontroversen rekonstruierbar macht. Anstelle eines abstrakten moralischen Dilemmas wird den Diskussionsteilnehmer*innen (Schüler*innen, Eltern und Pädagog*innen) zunächst eine konkrete empirisch erhobene Kontroverse zur Diskussion gestellt, die sie möglichst ungestört von äußeren Einflüssen diskutieren sollen. Der Dilemmadiskussion schließt eine weitere statushomogene Gruppendiskussion von Schüler*innen, Eltern und Pädagog*innen an, in der die Teilnehmer*innen den Verlauf der vorangegangenen Dilemmadiskussion diskutieren.

 Ergebnisse/Ausblick

Der gewählte Ansatz erlaubt es, Themensetzungen und Problemrahmungen sowie geteilte Orientierungen und weitere Diskurseinsätze wissenssoziologisch zu analysieren. Die Erhebungsphase hat im September 2023 begonnen und wurde im Februar 2024 an vier differenten Schulen beendet. Nach der Beendigung des Auswertungsverfahrens (Herbst 2024) findet eine abschließende Ergebnisdiskussion mit den Praxispartner*innen statt, welche die Teilnehmer*innen im Sinne einer gemeinsamen Handlungspraxis in den Auswertungsprozess einbindet. Aus den empirischen Befunden entsteht eine Handreichung für die breitere Schul-Öffentlichkeit, die als Bindeglied zwischen Wissenschaft und Praxis fungiert und Best-Practice-Beispiele für den Umgang mit Problemstellungen zu Kontroversen im Kontext des Islamdiskurses inkludiert. Das Projekt wird in Kooperation mit Jan-Hendrik Herbst mit einem von uns herausgegebenen Special Issue zu Religion und Kontroversen in der Schule in der international ausgerichteten Zeitschrift Religionspädagogische Beiträge. Journal für Religion in Education abgeschlossen.

Das Projekt wird beratend begleitet durch unsere Projektpartner*innen Beatrix Austin (Berghof Foundation – Berlin), Prof. Dr. Krassimir Stojanov (Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt), PD Dr. Thomas Geier (Technische Universität Dortmund), Prof. Dr. Paul Mecheril (Universität Bielefeld), Prof. Dr. Stefan Malthaner (Hamburger Institut für Sozialforschung) und Prof. Dr. Karim Fereidooni (Ruhr-Universität Bochum).

Die Projektlaufzeit beträgt zwei Jahre; Projektbeginn ist der 01.05.2023 mit insgesamt rund 240.000€.

Kontakt: dilemmadiskussion.fk12tu-dortmundde

Interview:  https://www.ufuq.de/aktuelles/schule-kontroverse-islam/